In den letzten Jahren gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Aserbaidschan. Das politische Klima für den Ausbau der bilateralen Beziehungen ist günstig.
Wie schätzen Sie die Beziehungen zwischen der Schweiz und Aserbaidschan ein?
Botschafter: Die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Aserbaidschan sind gut und freundschaftlich. Zwischen den beiden Ländern besteht eine rege „Besuchsdiplomatie“. Hervorzuheben sind die jährlich stattfindenden Treffen zwischen Aserbaidschans Präsidenten Ilham Aliyev und dem jeweils amtierenden Bundespräsidenten im Rahmen des World Economic Forums (WEF) in Davos. Zu erwähnen sind ferner auch die politischen Konsultationen, welche auf Vizeministerebene stattfinden. Im Juli 2018 wird der Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Mitglied der siebenköpfigen Regierung und Vorsteher des eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, begleitet von einer Wirtschaftsdelegation, für einen offiziellen Besuch nach Baku reisen.
Wie hoch ist der Handelsumsatz zwischen den beiden Ländern? Welche Güter werden gegenseitig importiert und exportiert?
Botschafter: Das bilaterale Handelsvolumen belief sich in den letzten Jahren auf 200-300 Millionen Dollar. In früheren Jahren belief sich Handelsaustausch auf bis zu einer Milliarde Dollar. Zu den wichtigsten Schweizer Exportgütern zählen Maschinen, Bijouterie, Uhren und pharmazeutische Produkte.
Im Gegenzug importiert die Schweiz aus Aserbaidschan vor allem Gold. Zudem ist hervorzuheben, dass SOCAR in der Schweiz mit einem Netz von 172 Tankstellen und einer Handelsfirma mit Sitz in Genf vertreten ist. Das Unternehmen, welches zu Werbezwecken die Formulierung „SOCAR – Energy of Azerbaijan“ verwendet, ist in der Schweiz inzwischen zu einer Marke mit beachtlichem Wiedererkennungswert geworden.
Welche Schweizer Investitionsprojekte gibt es in Aserbaidschan?
Botschafter: Hier ist an erster Stelle das Unternehmen Holcim zu erwähnen, das im Nicht-Ölsektor für die grösste ausländische Direktinvestition verantwortlich ist. Daneben gibt es weitere Schweizer Firmen, die in Aserbaidschan entweder produzieren oder eine Niederlassung haben. Zu erwähnen sind insbesondere die Bereiche Maschinenbau, Nahrungsmittelproduktion und Chemie- und Pharmaunternehmen.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der Schweiz und Aserbaidschan?
Botschafter: In der Tat gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern. Sowohl die Schweiz als auch Aserbaidschan haben faszinierende Landschaften und hohe Berge. Zudem haben beide Länder keinen Zugang zum Meer, wenn wir davon ausgehen, dass es sich beim Kaspischen Meer um ein Binnengewässer handelt. Weiter existieren in beiden Ländern mehrere Sprachen und Kulturen und sowohl die Schweiz wie auch Aserbaidschan sind säkular ausgerichtete Staaten mit einer Trennung von Staat und Religion.
Was sind Ihre persönlichen Lieblingsorte in Aserbaidschan?
Botschafter: Zu meinen persönlichen Lieblingsorten in Aserbaidschan zählt insbesondere die Altstadt von Baku, in welcher ich lebe und arbeite. Daneben gefällt mir besonders das Laufen am Boulevard oder ich unternehme gerne Wanderungen in die Berge des Kaukasus. Als Sportfan gibt es für mich auch immer wieder wunderbare Gelegenheiten in Baku, internationale Sportveranstaltungen wie Trampolin- oder Volleyball-Europameisterschaften, Fussballspiele oder Formel 1 zu besuchen.
Wenn Sie eine Person aus der Schweiz treffen, welche Aserbaidschan noch nie besucht hat. Wie würden Sie dieser Person das Land beschreiben?
Botschafter: Eine umfassende Beschreibung von Aserbaidschan ist keine einfache Aufgabe, handelt es sich doch um ein faszinierendes Land mit vielen verschiedenen Facetten. Aserbaidschan befindet sich an der Schnittstelle zwischen mehreren Kulturräumen und sowohl die Einflüsse des Orients wie des Okzidents sind spürbar. Aus diesen Gründen kann ich allen Schweizerinnen und Schweizern nur wärmstens empfehlen, für einige Tage nach Aserbaidschan zu reisen und die besondere Atmosphäre persönlich zu erleben.
Wie viele Aserbaidschaner leben in der Schweiz? Gibt es viele junge Personen, die zu Studienzwecken in die Schweiz reisen?
Botschafter: Es leben etwas weniger als 1‘000 Aserbaidschaner in der Schweiz. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Geschäftsleute, deren Familienangehörige sowie eine wachsende Anzahl von Studenten, die an einer Schweizer Universität oder einer unserer berühmten „Hospitality Schools“ ihre Ausbildung absolvieren. Das gestiegene Interesse junger Menschen an einem Studium in der Schweiz lässt sich auch dadurch erklären, da in den letzten Jahren die Tourismusindustrie in Aserbaidschan stark zugelegt hat.
Ahmed Khalilov - Kameramann
Bakhtiyar Mammadov - Montage
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